Zur psychischen Gesundheit jugendlicher Flüchtlinge: Vorstellung eines Behandlungsmanuals
Gastvortrag von
Prof. Dr. Rita Rosner, Psychologische Psychotherapeutin
am Montag, 30. Mai 2016
Beginn: 16:45 Uhr
Ort: HS BIG 1, Hauptgebäude, Universitätsring 1, 1010-Wien
Abstract
Die UNHCR vermutet, dass etwa die Hälfte der derzeit 51 Millionen Flüchtlinge weltweit Kinder und Jugendliche sind, wobei sich die Situation für begleitete und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unterscheidet. Die Belastung, die mit den Lebensumständen vor, während und nach der Flucht verbunden ist, führt zu einer Reihe psychischer Probleme und man nimmt an, dass ca. 20 % der jugendlichen Flüchtlinge unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden. Da sich die Flüchtlinge nicht nur in ihren Ursprungskulturen, sondern auch in ihren Sprachen unterscheiden, stellt sich die Frage, wie man diese Gruppe unter den gegebenen Umständen möglichst gut psychotherapeutisch versorgen kann.
An der Hochschulambulanz der KU in Ingolstadt erproben wir derzeit die Übertragbarkeit eines Therapieverfahrens mit hoher Evidenz, nämlich der traumafokussierten kognitiven Verhaltenstherapie (TF-KVT) auf die Gruppe der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. TF-KVT besteht aus verschiedenen Komponenten, wie der Psychoedukation und Fördern der Erziehungskompetenzen von Bezugspersonen, Entspannung, Emotionsregulation, kognitive Bewältigung und Verarbeitung, Entwickeln eines Traumanarrativs (in sensu Exposition), Exposition in vivo der symptomauslösenden Stimuli, gemeinsame Sitzungen mit der Bezugsperson und dem Fördern künftiger Sicherheit. Erste therapeutische Erfahrungen und Ergebnisse sind sehr vielversprechend. Die Intervention scheint für Jugendliche unterschiedlicher Kulturen geeignet und ist unter Einbezug von Dolmetschern gut durchführbar.
Zur Person
Prof. Dr. phil. Rita Rosner, Dipl.-Psych., ist approbierte Psychologische Psychotherapeutin (Supervisorin) und Lehrstuhlinhaberin für Klinische und Biologische Psychologie an der KU Eichstätt-Ingolstadt. Nach einem Forschungsstipendium an der University of California (Santa Barbara), promovierte und habilitierte sie an der LMU München. Frau Prof. Rosners Auseinandersetzung mit dem Thema Traumafolgestörungen begann anlässlich des Krieges im früheren Jugoslawien. Aktuelle Projekte beschäftigen sich mit der Behandlung Posttraumatischer Belastungsstörungen bei Jugendlichen nach sexuellem Missbrauch, mit migrationsspezifischen Aspekten in der Versorgung misshandelter Kinder und Jugendlicher und mit der Behandlung Komplizierter Trauer im Erwachsenenalter.
Frau Prof. Rosner war von 2006 bis 2008 Präsidentin der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT), und von 2009-2015 im Vorstand der European Society for Traumatic Stress Studies (ESTSS). Sie ist Mitherausgeberin des European Journal of Psychotraumatology (EJPT).
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Nachtrag & Literaturempfehlung für den Einstieg in das Thema von Frau Prof. Roser:
Unterhitzenberger, J., & Rosner, R. (2016). Case report: manualized trauma-focused cognitive behavioral therapy with an unaccompanied refugee minor girl. European journal of psychotraumatology, 7.
abrufbar unter http://www.ejpt.net/